Alter Bahnhof
Der ehemalige Solinger Hauptbahnhof
Der ehemalige Solinger Hauptbahnhof ist ein kreativer Ort, der Tradition und Innovation vereint. Das denkmalgeschützte, restaurierte Empfangsgebäude stammt im Kern aus der Zeit um 1910. In den 1950er Jahren wurde es erweitert, unter anderem mit einer repräsentativen verglasten Wartehalle.
Heute beherbergt das Gebäude das „Forum Produktdesign“ als Institut der Bergischen Universität Wuppertal mit dem Lehrstuhl für Neue Fertigungstechnologien und Werkstoffe. Das Institut verzahnt Forschung, Lehre und Wirtschaft und liefert wichtige Impulse für Unternehmen der Region. Längst hat es sich in Fachkreisen als Kompetenzzentrum für die Forschung zu Produkt-Innovationen etabliert. Durch Präsentationen, Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen eröffnet es aber auch der breiten Öffentlichkeit einen Zugang zu den Kompetenzen der Region.
Die alte Schalter- und Wartehalle dient zudem immer wieder als attraktiver Veranstaltungsort, viele Jahre auch in Verbindung mit einem privatwirtschaftlichen gastronomischen Betrieb im Gebäude.
Konzeptverfahren führt zum Verkauf
Die Stadt Solingen hat beschlossen, den alten Hauptbahnhof im Südpark zu verkaufen, um den städtischen Haushalt zu entlasten. Vermarktet werden soll der Gebäudekomplex jedoch nicht in erster Linie nach monetären Kriterien, überzeugen soll vor allem das Konzept für die zukünftige Nutzung.
Vor diesem Hintergrund wurde die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) beauftragt, ein Konzeptvergabeverfahren auf den Weg zu bringen, um interessierte und geeignete Investoren zu finden. Das Verfahren startete im April 2025, betreut wurde es vom Ingenieurbüro scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbh. Zugrunde lag ein Exposé, das im Februar politisch beschlossen worden war.
Mehrere Investoren bekundeten ihr Interesse am Verfahren, insgesamt sechs besichtigten das Objekt. Danach hatten die Teilnehmenden vier Monate Zeit, ein Konzept zu entwickeln. Letztlich eingereicht wurde nur ein Wettbewerbsbeitrag, das einer Fachjury aus Verwaltung, Politik und externen Fachleuten zunächst anonymisiert vorgestellt wurde - und sie überzeugte.
In ihrer abschließenden Bewertung empfahl die Jury einstimmig, mit dem Sieger des Konzeptvergabeverfahrens in die weiteren Verhandlungen einzusteigen. Erst danach wurde die Identität aufgedeckt. Hinter dem Konzept steht eine Investorengruppe aus Solingen: Atilla Parlar und Berkan Ugurlu kommen aus der Immobilienbranche, Mehmet Ates verfügt über Gastronomie-Erfahrung. Er betreibt die Gaststätte Fasil in der Innenstadt. Das Trio arbeitet zusammen mit dem Büro Gerlich Architektur Städtebau aus Wuppertal.
Der Entwurf
Der Entwurf erhält die vorhandene Gebäudestruktur weitestgehend. Das betrifft vor allem den ehemaligen Hauptbahnhof und die alte Fahrgastbrücke, die unter Denkmalschutz stehen. Das nicht denkmalgeschützte Nebengebäude an der Westseite solldurch ein sogenanntes „Staffelgeschoss“ erweitert werden, das von der Grundfläche etwas kleiner ist als die darunterliegenden Geschosse. Bestehende Freiflächen in Richtung Gleise sollen weiter ausgebaut werden, ein derzeit verwilderter Bereich hinter dem Nebengebäude soll nutzbar gemacht werden.
Die Nutzung gliedert sich in mehrere Bausteine, die nacheinander aktiviert werden können. Die Bergische Universität behält ihren Standort im alten Bahnhofsgebäude, die Gastronomie soll wieder geöffnet und zur Eventlocation erweitert werden. Eine Radstation mit Fahrradverleih soll Platz finden, im Anbau ein Beherbergungsbetrieb entstehen. Der Baumbestand soll erhalten bleiben, die Versiegelung minimiert werden. Das Konzept enthält auch Ideen für eine saisonale Nutzung, etwa mit einem Markt im Winter und eine Strandbar/Lounge im Sommer.
Nach Ansicht der Jury bietet das Konzept eine gute Basis, um den Standort insgesamt zu stärken und mehr Menschen in die südliche Innenstadt zu bringen. Die vorgestellten Nutzungsbausteine würden auf die Erwartungen einzahlen, die die Stadtgesellschaft an den Standort stellt. Das Umfeld des Südparks werde einbezogen, ebenso bürgerschaftliche Aktivitäten, auch in konsumfreien Bereichen. Zudem seien die Eingriffe in die unbebaute Umgebung so gering wie möglich. Positiv sahen die Jurymitglieder die Aufstockung, auch wenn der Bebauungsplan diese Gebäudehöhe aktuell nicht vorsieht.
In ihrer abschließenden Bewertung empfahl die Jury einstimmig, mit dem Sieger des Konzeptvergabeverfahrens in die weiteren Verhandlungen einzusteigen. Nun ist der Rat der Stadt Solingen am Zuge. Er beschließt am 9. Oktober darüber, ob Verhandlungsgespräche aufgenommen werden sollen. Spricht er sich dafür aus, kann das Konzept weiter konkretisiert werden. Wenn alles gut läuft, könnte der politische Beschluss zum Verkauf des ehemaligen Hauptbahnhofs im Laufe des nächsten Jahres fallen und die Umsetzung könnte starten. Dabei wäre es sehr zügig möglich, den Gastronomiebetrieb wiederaufzunehmen. Dort, wo bauliche Veränderungen nötig sind, wäre ein längerer Vorlauf nötig.


Der Südpark
2001 hat die Stadt Solingen von der Deutschen Bahn das Gelände um- und angrenzend an den alten Hauptbahnhof erworben. Die Erneuerung des Areals mit dem ehemaligen Bahnhofsgebäude und den Güterhallen war Schlüsselprojekt der Regionale 2006. Es entstand der „Südpark“ als Ort von Kunst und Kultur, mit Künstlerateliers, Restaurants, Biergärten und einem Museum (Museum Plagiarius). Das ehemalige Bahnhofsgebäude wurde zum „Forum Produktdesign“ und zum beliebten Veranstaltungsort. Heute ist der Südpark zentrale Parkanlage in der südlichen Innenstadt Solingens.
Ansprechpartner

Pietro Gangarossa
Facility Manager | Projektsteuerer
E-Mail: Gangarossa[at]seg-solingen.de
Telefon: +49 212 290-5676

© Klingenstadt Solingen

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